Sonnenschutz und Hautkrebs (Interview mit Herrn Dr. Bisschoff)

Ausgiebige Sonnenbäder und lange Aufenthalte im Freien gehören für viele Menschen im Sommer einfach dazu. Dabei sind sich nur wenige über die Gefahren der UV-Strahlen der Sonne im Klaren. Fehlende Kenntnisse und Mythen über richtigen Sonnenschutz sorgen dafür, dass die Haut zu wenig und nicht ausreichend geschützt wird.

Dr. Johannes Bisschoff ist als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien tätig. Dr. Johannes Bisschoff ist als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien tätig. (Foto by: Dr. Bisschoff)

FitundGesund.at: Herr Dr. Bisschoff, welche geeigneten Maßnahmen gibt es nun, damit die Haut gesund durch den Sommer kommt? Wie sieht der richtige Sonnenschutz aus und an welche Verhaltensregeln sollte man sich halten? Worauf gilt es beim Kauf und bei der Anwendung einer Sonnencreme zu achten? Was genau sagt der Lichtschutzfaktor aus?

Dr. Johannes Bisschoff:

Im Sommer wird unsere Haut schädlichem UV-Licht ausgesetzt, was nicht nur zu schnellerer Hautalterung führt, sondern auch die Hautkrebsentstehung fördern kann.

Um dies vorzubeugen, gibt es mehrere Maßnahmen: An der erste Stelle ist es wichtig, an schönen und heißen Sommertagen die Sonne um die Mittagszeit zu meiden, denn hier ist die UV-Strahlenbelastung am höchsten. Weiters hilft ein textiler Schutz, wie Hut oder langärmelige Kleidung.

Ich empfehle im Sommer immer ein Lichtschutzprodukt zu verwenden. Heutzutage gibt es viele gute Präparate mit hohem Lichtschutz, die gegen die Strahlen schützen.

Für den Gesichtsbereich empfehle ich immer ein ölfreies Produkt, um sogenannte „Mallorca Akne“ zu verhindern.

Ich würde immer ein Produkt mit Lichtschutzfaktor 50+ wählen. Warum? Wir verwenden alle viel zu wenig von den Produkten, um den angegebenen Schutz zu erreichen. Es ist vorgesehen für einen Erwachsene 30 g oder 4 Esslöfel Creme aufzutragen – und das passiert aus eigener Erfahrung kaum.

Der Eigenschutz unserer Haut ist Hauttypabhängig und geht von 10 Minuten bei hellhäutigen Menschen bis zur eine Stunde bei sehr dunklen Hauttypen.

Als Beispiel, wenn jemand ein heller Hauttyp (Typ I) ist, dann beträgt die Eigenschutzzeit der Haut rund 10 Minuten. Bei einer Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 15 hieße das also: 10 Minuten x 15 (LSF) = 150 Minuten, dabei bezieht sich der Lichtschutzfaktor auf den UVB-Anteil (290-320 nm). Mittlerweile ist es Vorschrift, dass der UVA (320-400 nm) Schutz mindestens ein Drittel betragen sollte, das heißt bei LSF 30 ist ein Schutzfaktor 10 gegen UVA vorhanden.

FitundGesund.at: Sonnenschutz ist nicht gleich Sonnenschutz - Sie haben von Hauttypen gesprochen: Welche Hauttypen gibt es und warum ist typgerechter Sonnenschutz wichtig?

Richtiger Sonnenschutz kann Hautalterung und Hautkrebs vorbeugen. Richtiger Sonnenschutz kann Hautalterung und Hautkrebs vorbeugen. (Foto by: AbElenaa / Depositphotos)

Dr. Johannes Bisschoff:

Je nach Hautfarbe wird unsere Haut nach Typen eingeteilt:

  • Hauttyp 1 ist der helle, keltische Typ mit blauen Augen und rötlichen Haaren.
  • Die meisten ÖsterreicherInnen sind Hauttyp 2 bis 3.
  • Ganz dunkle Menschen aus den Tropen (Indien oder Afrika) sind Hauttyp 5 oder 6.

Bei einer Person mit Hauttyp 1 hat die Haut einen Eigenschutz von circa 10 Minuten bis zu dem Sonnenbrand. Somit braucht ein Patient mit hellerem Hauttyp auf jedem Fall einen höheren Sonnenschutz als dunklere Patienten.

Die Substanzen, die gegen das UV-Licht schützen, sind UV-Filter, von denen es zwei unterschiedliche Typen gibt: Erstens kennt man chemische Filter, die das Sonnenlicht absorbieren und es in Wärmeenergie umwandeln. Eine alternative sind mineralische Filter oder Weißpigmente, aus z. B. Titandioxid oder Zinkdioxid, die das UV-Licht wie winzige Spiegel reflektieren. Vor allem in Produkten mit hohem Lichtschutzfaktor sind meistens beide Filter enthalten.

FitundGesund.at: Wie sieht es mit Sonnenschutz in der kalten Jahreszeit aus?

Dr. Johannes Bisschoff:

Auch in der kalten Jahreszeit sollte man auf den Sonnenschutz nicht vergessen, vor allem beim Schifahren kann es durch die Spiegelung am Schnee zu schweren Sonnenbränden kommen.

FitundGesund.at: Baby- und Kinderhaut ist besonders empfindlich. Welche Tipps können Sie Eltern geben, um die Haut ihrer kleinen Sprösslinge optimal zu schützen? Wie lange darf ein Kind in die Sonne?

Kinder- und Babyhaut ist sehr zart und sollte gut geschützt werden. Kinder- und Babyhaut ist sehr zart und sollte gut geschützt werden. (Foto by: shalamov / Depositphotos)

Dr. Johannes Bisschoff:

Man geht davon aus, dass der körpereigene Lichtschutz erst nach dem ersten Geburtsjahr entwickelt ist. Daher sollten Babys nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden. Am besten ist hier ein textiler Schutz. Chemischer Lichtschutz wird bei Babys und Kleinkinder nicht empfohlen, hier lieber auf einen mineralischen Filter zurückgreifen.

Bei Kindern gehört Spielen im Freien einfach zum Kindsein dazu. Deshalb sollten Eltern auf Sonnenschutz durch Textilien und Sonnencreme achten. Ich bin teil eines Pilotprojekts, wo ich Kindergärten besuche und auch Aufklärungsarbeit für ErzieherInnen und Eltern betreibe.

FitundGesund.at: Übermäßige UV-Strahlung der Sonne zählt zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs. Was sind weitere Folgen der UV-Strahlung?

Dr. Johannes Bisschoff:

UV-Strahlung verursacht nicht nur Hautkrebs, sondern führt auch als Faktor Nummer eins zur Hautalterung.

FitundGesund.at: In welche Arten und Vorstufen kann Hautkrebs eingeteilt werden?

Dr. Johannes Bisschoff:

Hautkrebs wird unterteilt in Dunklen Hautkrebs und Hellen Hautkrebs:

  • Heller Hautkrebs entsteht meistens im hohen Alter und hängt direkt mit Sonneneinwirkung über den Jahren zusammen. Der Hautkrebs ist meistens durch eine einfache Entfernung zu beseitigen und ist meistens nicht als sehr gefährlich einzustufen. Bei vielen älteren Menschen finden sich Vorstufen (Aktinische Keratosen), die sich gut behandeln lassen.
  • Dunkler Hautkrebs, auch Melanom genannt, ist einer der aggressivsten Krebserkrankungen und streut leider sehr schnell.

FitundGesund.at: Welche Maßnahmen zur Früherkennung von Hautkrebs gibt es? Wann sollte ein Dermatologe aufgesucht werden?

Dr. Johannes Bisschoff:

Wichtig ist, sich selber und auch Familienmitglieder in regelmäßigen Abständen genau auf Hautveränderungen und Auffälligkeiten zu untersuchen und die veränderten Stellen einen Hautarzt vorzuführen.

Empfohlen wird die jährliche Hautkrebsvorsorge beim Hautarzt. Hier wird der gesamte Körper mit einem Dermatoskop oder Lupe nach auffälligen Stellen untersucht.

Manche von meinen Kollegen sind, wie ich, auf die Vorsorge spezialisiert und bieten zusätzlich die Möglichkeit an, eine Photodokumentation von bestehenden Muttermalen zu machen, z.B. mit Fotofinder. So werden relevante Muttermale mit bis zu 140x Vergrößerung dokumentiert und dann bei der nächsten Vorsorge abgeglichen. Dieses Verfahren wird bei Patienten mit vielen Muttermalen empfohlen oder wo schon mal Hautkrebs in der Familie vorkam.

Empfohlen wird die jährliche Hautkrebsvorsorge beim Hautarzt. Empfohlen wird die jährliche Hautkrebsvorsorge beim Hautarzt. (Foto by: AndrewLozovyi / Depositphotos)

FitundGesund.at: Auf welche Veränderungen bzw. Auffälligkeiten sollte bei Leberflecken und Muttermalen geachtet werden? Was genau ist mit Hautbeobachtung nach der ABCDE Regel gemeint?

Dr. Johannes Bisschoff:

Es gibt gewisse Gefahrenzeichen, die unbedingt beachtet werden sollten. Für die erste Selbstuntersuchung empfielt sich der ABCDE-Regel:

  • A wie asymmetrische Veränderungen
  • B wie Begrenzungen, die unregelmäßig sind
  • C wie Color (Farbe), nicht einheitliche Pigmentierung
  • D wie Durchmesser mehr als 5 mm
  • E wie Erhabenheit, Überhöhung

Es handelt sich hierbei natürlich nur um eine „Daumenregel“, sie liefert Verdachtsmomente. Eine ärztliche Vorstellung ist dann erforderlich, wenn mindestens zwei der fünf Punkte zutreffen.

FitundGesund.at: Wie wird Hautkrebs behandelt und ist dieser heilbar?

Dr. Johannes Bisschoff:

Hautkrebs ist in frühen Stadien sehr gut behandelbar und auch gut heilbar. Meistens kann die Erkrankung mit einer einfachen Entfernung beseitigt werden. Ein Operation zur Entfernung von veränderten Muttermalen oder anderen Hautstellen erfolgt in der Praxis und dauert circa 20 Minuten.

FitundGesund.at: Wie kann Hautkrebs vorgebeugt werden? Wie oft sollte man zur Vorsorge gehen?

Dr. Johannes Bisschoff:

Jeder kann dazu beitragen das Hautkrebsrisiko zu verringern. Entsprechender Sonnenschutz und Verzicht auf Solarien sind gute Grundmaßnahmen. Die Hautkrebsvorsorge wird in aller Regel jährlich empfohlen, bei Risikopatienten oder Patienten, die schon mal eine Veränderung hatten sogar noch regelmäßiger.

Herr Dr. Bisschoff, vielen Dank für das Gespräch!

Über Herrn Dr. Johannes Bisschoff

Dr. Johannes Bisschoff ist ein stolzer Wahlwiener. Ursprünglich kommt er aus Südafrika, weshalb er neben seinen erlernten Sprachen Deutsch und Englisch auch Afrikaans spreche. Er studierte in Deutschland und absolvierte seine Ausbildung zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in renommierten Kliniken und Praxen in Heidelberg, Stuttgart, Berlin und Hamburg.

Weitere Stationen seines umfassenden Ausbildungsprogramms schließen Aufenthalte in China, Malaysia und den USA ein. Nach seiner Facharztausbildung zog es ihn nach Wien, wo er sich niedergelassen hat. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Hautkrebsvorsorge sowie die operative Dermatologie. Er hat große Freude an seinem Fach, da er die gesamte Familie angefangen vom Kleinkind mit Neurodermitis, Teenager mit Akne bis hin zu älteren Patienten mit Hautkrebs behandeln kann.


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Autor: Dr. Johannes Bisschoff
Infos zum Autor: Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Erstellt am: 22.05.2019
Überarbeitet am: 26.12.2020

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